Die Finnen hatten schon immer eine besondere Beziehung zum Wald. Dem Wald wird eine Vielzahl von Heilwirkungen zugeschrieben, die auch durch moderne Studien bestätigt wurden. Wir haben unsere Medizin traditionell aus dem Wald bezogen: Kräuter, Beeren, Pilze und Bäume selbst boten nicht nur Nahrung, sondern auch Heilmittel für viele Beschwerden. Eine dieser heilenden Gaben des Waldes ist das Fichtenharz.
Der Zweck des Harzes ist es, geschädigte Nadelbäume vor Schädlingen, Bakterien und Pilzen zu schützen. Man hat herausgefunden, dass das Harz die gleiche Wirkung auch auf die Haut hat. Die heilende Wirkung von Fichtenharz auf Wunden und Infektionen ist in der traditionellen Volksmedizin seit Jahrhunderten bekannt. Die Kraft des Fichtenharzes wurde in den letzten zwanzig Jahren dank klinischer Studien, die seine heilenden Eigenschaften bestätigten, wiederentdeckt. Dieses klassische Heilmittel der alten Völker entwickelt sich schnell zu einem der interessantesten Naturprodukte unserer Zeit, das zahlreiche medizinische Möglichkeiten bietet.
Von einem traditionellen Heilmittel zu einer wissenschaftlich anerkannten Behandlung
Fichten gedeihen in kalten und feuchten Umgebungen, so dass unsere nördliche Natur einen hervorragenden Lebensraum für sie bietet. Schon der Duft der Fichte belebt, stärkt und öffnet dank ihrer ätherischen Öle die Sinne. Verschiedene Teile der Fichte haben auch eine antiseptische und entzündungshemmende Wirkung. So werden beispielsweise die antioxidativ und vitaminreich wirkenden Fichtensprossen traditionell bei Halsschmerzen und Husten eingesetzt. Fichtenharz wird seit Jahrhunderten zur Behandlung von Wunden, Hautausschlägen, Verbrennungen und Abszessen verwendet. Fichtensprossen wurden bereits 1578 im Medizinbuch von Benedictus Olai als Heilmittel für Kinnwunden erwähnt, obwohl das Harz bereits im alten Ägypten zur Behandlung von Wunden und Verbrennungen verwendet wurde.
In den letzten Jahrzehnten hat sich der Status des Fichtenharzbalsams von einem traditionellen Mittel der Volksmedizin zu einem wissenschaftlich nachgewiesenen Mittel zur Behandlung von Wunden und Infektionen entwickelt. Dies ist vor allem der Forschung des finnischen Orthopäden D.Med.Sc. Arno Sipponen und seine Forschungsgruppe. Sipponen begann sich für die Möglichkeiten von Fichtenharzbalsam zu interessieren, als er Anfang der 00er Jahre als Arzt in einem Gesundheitszentrum in Lappland arbeitete, wo Fichtenharzbalsam seit langem als alternative Behandlungsmethode eingesetzt wurde. Nachdem sich Sipponen selbst von der Wirksamkeit des Fichtenharzbalsams bei der Behandlung von Infektionen und Wundliegen überzeugt hatte, begann er mit der Erforschung der antimikrobiellen Eigenschaften von Fichtenharz.
Nach klinischen Studien wurde der Fichtenharzbalsam 2008 in Finnland als Medizinprodukt zugelassen. Fichtenharzbalsam ist das erste Naturprodukt, das von der nationalen Aufsichtsbehörde für Wohlfahrt und Gesundheit (Valvira) in Finnland die CE-Kennzeichnung erhalten hat. Die CE-Kennzeichnung ist ein Nachweis für die Konformität mit den EU-Verordnungen MDR und IVDR.
Die antimikrobiellen Eigenschaften und die medizinische Verwendung von Fichtenharz
Fichtenharz hemmt Entzündungen und das Wachstum von Bakterien auf der Haut und stimuliert das Wachstum neuer Haut auf der Wunde. Die heilenden und schützenden Eigenschaften des Fichtenharzes beruhen auf Harzsäuren und Lignanen. Harzsäuren sind antimikrobielle Verbindungen und Lignane sind Polyphenole, die als starke Antioxidantien wirken.
Die antimikrobielle Wirkung von Fichtenharz wurde durch mikrobiologische Untersuchungen bestätigt. Diese antimikrobiellen Eigenschaften scheinen auf der Tatsache zu beruhen, dass das Harz die Zellwände und Zellmembranen der Mikroben schädigt, was die Energiesynthese in den Mikrobenzellen beeinträchtigt.
Fichtenharzbalsam wird in Krankenhäusern zur Behandlung von Wundliegen und chronisch entzündeten Operationswunden verwendet. Fichtenharzbalsam hat sich als besonders wirksam gegen die Krankenhausbakterien MRSA und VRE erwiesen, die gegen die meisten gängigen Antibiotika resistent sind. Durch die Behandlung mit Fichtenharzbalsam konnte sogar die Amputation eines Fußes verhindert werden: Ein älterer Patient in Finnland hatte ein schweres Druckgeschwür an der Ferse, und man ging davon aus, dass eine Amputation die einzige Möglichkeit sei, das Problem zu behandeln. Nach einer Behandlung mit Fichtenharzbalsam begann die Wunde jedoch zu heilen, was die starke Wirkung des Fichtenharzes eindrucksvoll beweist.
Die Zubereitung und Verwendung von Fichtenharzbalsam zu Hause
Viele der im Handel erhältlichen Fichtenharzbalsame werden nach traditionellen Rezepten hergestellt. Die Herstellung von Fichtenharzbalsam erfolgt in mehreren Schritten. Das Harz wird traditionell durch einen Fischgrätenschnitt aus den Fichten gewonnen. Zu Beginn des Sommers wird ein Fischgrätenmuster in den Baum geschnitten, das die Harzproduktion des Baumes auslöst, die den ganzen Sommer über anhält. Das Harz wird entlang des Fischgrätenmusters in eine Schale geträufelt. Untersuchungen zufolge wird das Wachstum des Baumes durch das Sammeln des Harzes nicht gestört. Dennoch wird das Harz in der Regel von bereits geschädigten Bäumen oder von Bäumen, die im nächsten Jahr gefällt werden, gesammelt.
Fichtenharz ist von Natur aus klebrig und ziemlich steif. Bei der Herstellung von Fichtenharzbalsam wird das Harz mit einer Art Fett oder Öl vermischt, damit es flüssiger wird und sich leichter verteilen lässt. Traditionell wurden dafür Butter oder Schweinefett verwendet, die heute aber zum Beispiel durch Rapsöl, Olivenöl oder Sheabutter ersetzt werden.
Einer der bekanntesten Hersteller von Fichtenharzbalsam ist die finnische Marke Havuka. Die Havuka-Fichtenharzprodukte gehören zu den wirksamsten auf dem Markt und enthalten bis zu 30 % finnisches Fichtenharz. Die Havuka-Produkte werden aus sorgfältig ausgewählten und hochwertigen Zutaten handgefertigt. Eine weitere Besonderheit der Havuka-Produkte ist, dass sie auf den alten Originalrezepten von Elias Lönnrot, dem finnischen Nationaldichter und Verfasser des finnischen Nationalepos Kalevala, beruhen. Lönnrot war auch ein geschickter Botaniker, und während er die Geschichten für das Kalevala zusammentrug, sammelte er auf seinen Expeditionen auch alte volkstümliche Heilmethoden, wie zum Beispiel das Rezept für Fichtenharzbalsam.
Fichtenharzbalsam kann zur Behandlung von kleinen Wunden, trockener Haut, Ausschlag, Insektenstichen und Blasen sowie zur Linderung von Grippesymptomen verwendet werden. Allerdings ist Fichtenharzbalsam nicht für Menschen geeignet, die empfindlich oder allergisch auf Harzsäure reagieren. Fichtenharzbalsam verschafft auch unseren vierbeinigen Freunden Erleichterung: Er kann zur Behandlung kleiner Wunden und von Insekten- oder Zeckenstichen bei Haustieren eingesetzt werden.