Der Mensch hat das Grundbedürfnis, mit der Natur in Kontakt zu sein. Die Natur hat eine heilende Wirkung. Green Care oder Naturpflege bezieht sich auf die Aktivitäten in der Natur, die das Wohlbefinden und die Lebensqualität stärken. Grüne Pflege basiert auf alten Traditionen. In Finnland zum Beispiel basierte die Behandlung von Tuberkulose auf der Natur. Die Menschen glaubten, dass der Aufenthalt an der frischen Luft und im Sonnenlicht die Heilung fördern würde. Die Taoisten legten bereits vor 2000 Jahren Heilgärten an.
Aspekt 1: Die Natur hilft, sich von geistiger Müdigkeit zu erholen
Geistige Ermüdung ist immer mehr verbreitet. Wir sind gestresst und überfordert mit der Flut von Impulsen, die wir täglich z.B. aus den sozialen Medien erhalten müssen.
Die Natur hilft dabei, sich von mentaler Müdigkeit zu erholen. Bewegung und Aufenthalt in der Natur helfen unserem Geist und Körper, sich zu beruhigen. Die Natur trägt in vielerlei Hinsicht zur Wiederherstellung der kognitiven Fähigkeiten bei. Der Wechsel der Umgebung lässt das Gehirn reagieren und macht es wacher. Das Genießen der Natur inspiriert das Gehirn auf neue Weise und wirkt sich auf Haut, Herzschlag und Muskeln aus. Die Harmonie der Natur beruhigt und erfrischt.
Aspekt 2: Die Natur beeinflusst unser Gehirn
Die Auswirkungen der Natur auf das Gehirn wurden bis in die 1970er Jahre untersucht. Es wurde entdeckt, dass die Natur unabhängig vom Alter mit der körperlichen und geistigen Gesundheit in Verbindung steht. Der Zusammenhang zwischen Natur und Gehirnaktivität wurde in dem Maße gemessen, wie sich die Technologie für verschiedene Methoden zur Bildgebung des Gehirns weiterentwickelte.
EGG-Messungen haben gezeigt, dass Naturlandschaften die Alphawellen im Gehirn verstärken. Die Alphawellen erhöhen die Produktion von Serotonin, das das Gefühl der Freude steigert. Wenn man ängstlich ist, sind die Alphawellen niedrig. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass bei Menschen, die viel Zeit im Freien verbringen, seltener Depressionen diagnostiziert werden.
Die Wirkung der Natur auf die Opioidrezeptoren ist vergleichbar mit der Wirkung einer kleinen Dosis Morphin. Mit anderen Worten: Die Natur wirkt wie ein Schmerzmittel. Die Aufmerksamkeit nimmt zu, wenn man sich im Freien aufhält. Auch die kognitive Leistung ist nach einem Aufenthalt in der Natur besser, was auf die Wirkung der Natur auf die Dopaminausschüttung zurückzuführen sein könnte. Dopamin steht im Zusammenhang mit Aufmerksamkeit, Diskretion und anderen kognitiven Prozessen.
Die Forschungsergebnisse aus der Bildgebung des Gehirns werden zum Beispiel in der Ökotherapie, beim therapeutischen Gärtnern sowie beim Angeln, Wandern und Zelten in der Jugendarbeit genutzt.
Aspekt 3: Grünpflege kann man auch in städtischen Gebieten genießen
Ich empfehle, urbane Landwirtschaft auszuprobieren. Man kann sogar auf dem Dach einen Garten anlegen. In Helsinki, Finnland, gibt es Restaurants, die in ihren eigenen Dachgärten Kräuter anbauen und diese in ihren Gerichten verwenden. Therapeutisches Gärtnern in einer städtischen Umgebung verbessert die körperliche Verfassung und die motorischen Fähigkeiten und bietet die Möglichkeit, soziale Beziehungen zu pflegen und eine Gemeinschaft aufzubauen.
In einem städtischen Umfeld tragen Zimmerpflanzen und Kräuter dazu bei, das Grün nach innen zu bringen. Die lebenden grünen Wände, die die Luft reinigen, wirken als beruhigende Gestaltungselemente. Die Frische und Feuchtigkeit, die die lebenden grünen Wände mit sich bringen, verbessern die Raumluft.
Auch in Städten kann man ruhige Orte finden. Jeder kann einen ruhigen Ort finden, wenn er sich auf die Suche danach macht. An einem ruhigen Ort kommt der Geist zur Ruhe. Das Lauschen auf die Stille hilft bei der Entwicklung der Selbsterkenntnis und stärkt die Verbindung zur Natur und zu sich selbst.
In den Städten gibt es viele verschiedene nährende Landschaften - am Ufer, in der Stille des Friedhofs, in einem Kleingarten oder im Park. Ein Spaziergang durch botanische Gärten nährt den Körper. Mit einer Karte kann man Wander- oder Fahrradrouten so planen, dass man so viel wie möglich mit der Natur in Berührung kommt.
Aspekt 4: Shinrin yoku - ein japanisches Waldbad
In den 1980er Jahren entwickelten die Japaner das Konzept des Waldbades (shinrin yoku), um Stress abzubauen. Das Waldbad bezieht sich auf einen 2,5-stündigen Spaziergang. In dieser Zeit soll man etwa fünf Kilometer laufen und dabei Bewusstseinsübungen mit allen Sinnen machen. Sie können das Waldbad auch allein genießen.
Das Waldbad senkt den Blutdruck und den Spiegel der Stresshormone. Es beruhigt das Nervensystem und erfrischt die Sinne. Außerdem stärkt es die Verbundenheit mit der Natur und erhöht die Selbsterkenntnis und das Gefühl der inneren Kontrolle.
Die Methode stützt sich auf zahlreiche Forschungsergebnisse über die heilende Wirkung des Aufenthalts in der Natur. Die Natur hilft, das geistige Wohlbefinden zu verbessern, den Blutdruck zu senken und das Immunsystem der Zellen zu stärken. Pflanzen verströmen phytonzide Verbindungen, die schädliche Bakterien, Pilze und Hefen in unserem Körper zerstören.
Bei einem Waldbad können Sie die antibiotische Wirkung der Phytonzide genießen. Außerdem profitieren Sie von den negativen Ionen der Natur, die das Immunsystem stärken, den Laktatspiegel im Blut senken und den Stoffwechsel beschleunigen.
Aspekt 5: Die Natur ist eine Quelle der Kraft für Kinder und Jugendliche
Howard Gardner von der Harvard-Universität betrachtet die Fähigkeit, die Natur zu verstehen, als einen Aspekt der Intelligenz. Die Beobachtung von Naturphänomenen, die Kenntnis der Namen von Tieren und Pflanzen und das Verständnis dafür, wie man sich in verschiedenen Umgebungen und bei unterschiedlichen Wetterbedingungen verhält, sind alles wichtige Fähigkeiten.
Zeit im Freien zu verbringen, erhöht die geistige Energie von Kindern und Jugendlichen. Ein 20-minütiger Aufenthalt in einem Wald ist beispielsweise für Kinder mit ADHS von Vorteil. Aufmerksamkeit und kognitive Fähigkeiten sind nach einem Waldaufenthalt auf einem höheren Niveau.
Eine ländliche Umgebung mit Tieren ist ein typisches Setting für die Behandlung in der Kinderfürsorge. Der Einsatz von Pferden wird in der tiergestützten Pflege immer üblicher. Sozialpädagogisches Reiten wirkt sowohl präventiv als auch als Methode zur sozialen Verstärkung.
Der Aufenthalt in der Natur ist eine wichtige Möglichkeit, sich selbst und die Umwelt zu erfahren. Kinder und Jugendliche lernen in der Natur Selbsterkenntnis. Um eine Verbindung zur Natur zu entwickeln und aufrechtzuerhalten, ist es notwendig, Zeit in der Natur zu verbringen. Wenn ein Kind keine Verbindung zur Natur entwickelt, verpasst es wichtige Kraftreserven.
Die Natur wirkt sich auf alle Sinne aus. Der Aufenthalt in der Natur fördert die motorischen Fähigkeiten und die Vorstellungskraft. Kinder lernen, die Natur als Ort der Ruhe und als Quelle der Freude zu betrachten. Die in der Natur vorkommenden Materialien regen zum Spielen, Toben und zum Selbstausdruck an. Das stärkt das Selbstwertgefühl.
Quellen und zusätzliche Informationen:
Tuomo Salovuori (2015): Luonto kuntoutumisen tukena. Mediapinta, Tampere.
Asta Suomi, Mervi Juusola & Eevan Anundi (2016): Vihreä hoiva ja voima. Hoida mieltä green care -menetelmin. Terapia- ja valmennuskeskus Helsingin Majakka, Helsinki.