Brauchen wir wirklich Nahrungsergänzungsmittel?

Brauchen wir wirklich Nahrungsergänzungsmittel?

Die Menschen schreiben viel über Ernährung, essen Nahrungsergänzungsmittel aufgrund von Werbung und Empfehlungen und suchen ständig nach Informationen über verschiedene Diäten, Nahrungsergänzungsmittel und Pillen. Jeder von uns kennt auch - zumindest auf einer gewissen Ebene - die offiziellen Ernährungsempfehlungen. Die Stärken, aber auch die Schwächen dieser Empfehlungen für die breite Öffentlichkeit sind ihre Einfachheit und Allgemeinheit. Die allgemeinen Empfehlungen zur Nahrungsaufnahme spiegeln oft die Referenzwerte wider, innerhalb derer das Risiko, an bestimmten Krankheiten zu erkranken, sinkt. Diese allgemeinen Durchschnittswerte haben jedoch nicht unbedingt etwas mit dem zu tun, was für einen Einzelnen optimal ist. Deshalb sollte sich die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln immer am individuellen Bedarf orientieren. Dieser kann durch die Messung der Nährstoffwerte im Körper ermittelt werden.

Die offiziellen Ernährungsempfehlungen und der individuelle Bedarf an Mikronährstoffen

Die Diskussion über Mikronährstoffe begann in den 1930er Jahren, als auch die Forschung über die von den Pflanzen benötigten Mikronährstoffe begann. In den 1940er Jahren begann man, die empfohlene Zufuhr von Mikronährstoffen und ihre Bedeutung für die Gesundheit zu untersuchen. Umfangreiche Untersuchungen ergaben, dass Mikronährstoffmängel in den Industrieländern weit verbreitet waren. Man begann, das Problem mit Lebertran zu lösen und die tägliche Nahrung zu verändern, z. B. indem man dem Salz Jod zusetzte.

Die Empfehlungen zur Nährstoffzufuhr beruhen in erster Linie auf Untersuchungen über das Vorhandensein von Mangelkrankheiten und bestimmten Krankheiten im Zusammenhang mit der Ernährung der Gesamtbevölkerung. Diese Empfehlungen sind jedoch nicht gleichzusetzen mit der optimalen Zufuhrmenge für den Einzelnen, die aufgrund genetischer Faktoren stark variieren kann. Bei jedem Menschen treten ständig individuelle Mutationen auf. Diese Mutationen können zu individuellen Unterschieden in den DNA-Ketten führen.

All dies wirkt sich darauf aus, wie viel ein Mensch von bestimmten Mikronährstoffen und Vitaminen aus der Nahrung benötigt. In vielen Fällen wirken sich Mutationen direkt auf die Coenzymaktivität von Vitaminen und Mikronährstoffen (z. B. Zink, Vitamin B6 und Cholin) und den Bedarf an diesen Nährstoffen im Körper aus. Deshalb ist der erste Schritt bei der Zusammenstellung einer geeigneten Diät oder eines Programms zur Nahrungsergänzung die Ermittlung des individuellen Bedarfs an Nährstoffen.

Die Aufnahme von Nährstoffen hängt wesentlich davon ab, wie gut sie vom Körper aufgenommen werden. Dies kann in den offiziellen Ernährungsempfehlungen nicht berücksichtigt werden. Wenn die mit der Verdauung zusammenhängenden Prozesse nicht richtig funktionieren, werden die Nährstoffe nicht so aufgenommen, wie man es erwartet. Deshalb sollte die Optimierung der Nährstoffzufuhr auch bei der Verbesserung der Verdauung ansetzen.

Der Professor für Biochemie und Molekularbiologie Bruce Ames erforscht seit mehreren Jahrzehnten Krebs und Alterung. Nach der von Ames entwickelten Triage-Theorie zu Mikronährstoffen und Alterung greift der Körper bei einem Mangel auf die Nährstoffreserven der inneren Organe zurück, um die Gesundheit zu erhalten. Bei einem Eisenmangel beispielsweise nutzt der Körper das in der Leber gespeicherte Eisen, um die normalen Körperfunktionen aufrechtzuerhalten. Ein langfristiger Mangel an Mikronährstoffen und Vitaminen schwächt den Körper und verursacht Schäden an der DNA und den Mitochondrien, die zu Krebs und einer Beschleunigung des Alterungsprozesses führen können. Ames schlägt vor, dass der optimale Bedarf an Mikronährstoffen während des gesamten Lebens gedeckt werden sollte, um so lange wie möglich leben zu können.

Der Bedarf eines gesunden Menschen an Vitaminen ist relativ gering. Stress, chronische Entzündungen, Langzeitkrankheiten, viele Medikamente, Rauchen, Schwangerschaft und Stillen, schwere körperliche Arbeit und verschiedene Umweltfaktoren (Gifte, Chemikalien, Medikamente usw.) erhöhen jedoch den Bedarf. Verschiedene genetische Fehler oder Mutationen können die Aufnahme von Vitaminen und deren normale Verwertung im Körper verhindern. Forschungsergebnissen zufolge können auch extreme Diäten, wie sie heutzutage üblich sind, zu Mikronährstoffmängeln führen.

Auf der Grundlage all dieser Informationen ist es sinnvoll zu prüfen, ob Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein könnten, insbesondere bei Nährstoffen, die nur schwer in ausreichendem Maße über die Nahrung und/oder die Umwelt aufgenommen werden können (wie Vitamin D aus der Sonne oder Magnesium aus der Nahrung) oder die der Körper in großem Umfang verwertet (z. B. Magnesium, Vitamin C, Selen, Zink). Durch regelmäßige Messungen des Nährstoffgehalts im Körper kann man genau feststellen, welche Nahrungsergänzungsmittel man in welcher Menge benötigt.

Ist die Nährstoffdichte von Lebensmitteln noch dieselbe wie vor 50 Jahren?

Die Menge an Vitaminen in Obst, Gemüse und in der Tierwelt hat sich in den letzten Jahrzehnten aufgrund der intensiven Landwirtschaft (Kunstdünger und Pestizide), der Pflanzenzucht und der Verarmung der Böden erheblich verringert. Laut einer im Jahr 2004 veröffentlichten Studie hat sich die Dichte von 43 Nährstoffen in fünf Jahrzehnten (1950-1999) deutlich verringert. Ähnliche Ergebnisse wurden in der ganzen Welt erzielt.

In Großbritannien beispielsweise sank der durchschnittliche Kalziumgehalt in Gemüse zwischen 1930 und 1980 um 19 %, der Eisengehalt um 22 % und der Kaliumgehalt um 14 %. Die Forscher des Kushi-Instituts stellten fest, dass zwischen 1975 und 1997 der Kaliumgehalt von 12 verschiedenen Gemüsesorten um 27 %, der Eisengehalt um 37 %, der Vitamin-A-Gehalt um 21 % und der Vitamin-C-Gehalt um 30 % gesunken ist.

Als Faustregel gilt: Je ursprünglicher ein Lebensmittel ist, desto eher hat es gesundheitsfördernde Eigenschaften. Meta-Analysen haben ergeben, dass ökologisch erzeugte Lebensmittel deutlich mehr Antioxidantien und weniger Schwermetalle und Pestizide enthalten als nicht ökologisch erzeugte Lebensmittel.

Vitamine haben eine eigene Funktion im Körper, die kein anderes Vitamin, kein Nährstoff und keine andere chemische Verbindung ersetzen kann. Vitamine sind Teil verschiedener Enzymsysteme, Coenzyme oder deren Ausgangsstoffe. Sie sind in großem Umfang an den verschiedenen Phasen des Stoffwechsels und den biochemischen Funktionen der Zellen beteiligt. Dazu gehören z.B. die Energiegewinnung, die Funktion des Immunsystems, die Vorbeugung und die Reparatur von DNA- und RNA-Schäden, die Zellteilung, die Entgiftung und die Reparatur von Nervenzellschäden. Die ausreichende Zufuhr von fettlöslichen Vitaminen kann vielen Krebsarten vorbeugen. Vitamine interagieren miteinander und mit verschiedenen Mikronährstoffen.

Welche Arten von Nahrungsergänzungsmitteln sollte ich verwenden?

Wenn Sie Nahrungsergänzungsmittel verwenden oder darüber nachdenken, sie zu verwenden, sollten Sie in erster Linie in Qualität investieren. Das bedeutet, dass das Nahrungsergänzungsmittel so rein wie möglich sein und keine schädlichen Inhaltsstoffe enthalten sollte, dass der Inhaltsstoff in einer bioaktiven Form vorliegt, die gut absorbiert wird, und dass sich der Inhaltsstoff in klinischen Studien als wirksam erwiesen hat. Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass das Produkt keine Konservierungsmittel oder Füllstoffe enthält. Bei Nahrungsergänzungsmitteln sollte man die gleichen Grundsätze beachten wie bei Lebensmitteln: Würden Sie lieber natürliche Lebensmittel essen, die frei von Konservierungsstoffen sind, oder verarbeitete Fertiggerichte, die 30 verschiedene Zutaten enthalten? Auf dem Markt gibt es viele Arten von Nahrungsergänzungsmitteln, die von unterschiedlicher Qualität sind, daher ist es gut, bei der Wahl des richtigen Mittels wählerisch zu sein.

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Quellenund mehr zum Thema:

https://academic.oup.com/jn/article/142/1/143S/4630750
https://academic.oup.com/ajcn/article/83/2/436S/4650208
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https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0098299705000415
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https://jissn.biomedcentral.com/articles/10.1186/1550-2783-7-24
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15637215
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https://lpi.oregonstate.edu/mic/vitamins

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